Wie wäre es mit einem Smiley im Auge? Oder darf es ein Herzchen sein? Die Werbung für farbig bedruckte Kontaktlinsen, so genannte Spaßlinsen, suggeriert ein harmloses Vergnügen: Linsen rein, ab zur Party. Dabei gerät gerne in Vergessenheit, dass Kontaktlinsen Medizinprodukte sind, die in direkten Kontakt mit einem äußerst wertvollen Organ kommen: dem Auge. Deshalb gelten für die Spaßlinsen dieselben medizinischen Sicherheitsregeln wie für Korrektionslinsen: Zuerst stellt eine augenärztliche Untersuchung sicher, dass das Auge Kontaktlinsen überhaupt verträgt, dann folgt die fachgerechte Anpassung. Damit die Freude an den Linsen ungetrübt bleibt, ist es wichtig, die empfohlenen Tragezeit und Hygienemaßnahmen sorgfältig einzuhalten.
Wenn zu Beginn der Woche junge Menschen mit roten, entzündeten Augen, Schmerzen und eingeschränktem Sehvermögen in die Augenarztpraxis kommen, dann gehört die Frage nach dem Wochenendvergnügen und nach Spaß- oder Korrektionslinsen mit zur Suche nach den möglichen Ursachen. Beim Blick durch die Spaltlampe sieht der Augenarzt dann oft Trübungen der Hornhaut, die auf eine Entzündung, eine Keratitis hinweisen.
Weiche Kontaktlinsen sind auffällig häufig an Infektionen der Augenoberfläche beteiligt. Dabei spielen zwei Faktoren eine wichtige Rolle: Weiche Kontaktlinsen sind in der Regel nur für eine bestimmte Zeit verwendbar. Je nach Produkt sollen sie nach zwei beziehungsweise vier Wochen ersetzt werden. Es bilden sich Ablagerungen, die auch bei der täglichen Reinigung nicht mehr zu entfernen sind und in denen sich Keime einnisten können. Die Erreger können auch direkt in das weiche Material der Linsen einwandern. Werden die Kontaktlinsen über die empfohlene Tragedauer hinaus verwendet, sind Komplikationen zu befürchten. Der zweite, wesentliche Faktor ist die Hygiene: Händewaschen vor dem Einsetzen und Herausnehmen der Linsen, gründliche Reinigung und sorgfältige Aufbewahrung sind unverzichtbar. Auch die Linsenbehälter sollten regelmäßig ausgetauscht werden. Kontaktlinsen sollten außerdem nicht mit Leitungswasser in Berührung kommen. Für ihre Aufbewahrung und Reinigung sollte man stets die speziell für diese Zwecke angebotenen Lösungen verwenden. Vernachlässigt man diese Regeln, ebnet man Krankheitserregern den Weg ins Auge. In der feuchten Kammer zwischen Kontaktlinse und Hornhaut vermehren sich die Keime dann besonders gut. Hinzu kommt, dass die Kontaktlinse den Wischeffekt der Augenlider verringert und die Augenoberfläche deshalb nicht so gut gereinigt wird.
Verschiedene Erreger kommen als Ursache einer Hornhautentzündung in Frage. Bei der Untersuchung der Hornhaut schließt der Augenarzt zunächst andere Ursachen aus - etwa eine Verletzung durch einen Fremdkörper oder eine chronische Erkrankung, die beispielsweise den Lidschluss verhindert. Ein Bindehautabstrich und, falls nötig, eine Gewebeprobe werden dann weiter untersucht, um den Erreger genau zu bestimmen. Zu den Bakterien, die die Entzündung auslösen können, zählen gramnegative Pseudomonaden und grampositive Streptokokken. Aber auch Pilze oder Parasiten wie die im Trinkwasser vorkommenden Akanthamöben kommen als Erreger in Frage. Schließlich klärt der Augenarzt noch ab, ob hinter der Entzündung nicht eine - nicht im Zusammenhang mit Kontaktlinsen stehende - Vireninfektionen steckt, beispielsweise mit Herpes simplex.
Hat der Augenarzt ein Bakterium als Übeltäter dingfest gemacht, dann können antibiotische Augentropfen helfen. Hier gilt die Devise: Nicht kleckern, sondern klotzen. Mit hoher Dosierung über einen kurzen Zeitraum werden die Erreger am besten bekämpft. Denn wissenschaftliche Studien zeigen: Eine Unterdosierung fördert die Resistenzentwicklung und macht so die wertvolle Waffe Antibiotikum stumpf. Ohnehin hat das Problem der Resistenz durch den sorglosen Einsatz von Antibiotika - unter anderem in der Veterinärmedizin und hier besonders im Zusammenhang mit Massentierhaltung - bereits gravierende Ausmaße angenommen.
Die Augentropfen werden zunächst alle halbe Stunde gegeben, später mindestens alle zwei Stunden. Es ist nicht sinnvoll, die Behandlung "ausschleichen" zu lassen, also gegen Ende die Dosis zu verringern. Denn entweder sind die Erreger bereits vernichtet, eine weitere Behandlung ist also überflüssig, oder es werden - wenn nicht alle erwischt wurden - wiederum Resistenzen gefördert. Die Behandlung dauert in der Regel eine Woche, maximal zieht sie sich über zehn Tage hin.
Eine Ausnahme bezüglich der Behandlungsdauer stellen Infektionen mit Chlamydien dar. Die Chlamydien gehören zu den Bakterienfamilien, deren Infektion am Auge unbehandelt zur Erblindung führen kann. Wird die Infektion rechtzeitig erkannt, dann ist die Krankheit mit einem Antibiotikum gut zu behandeln. In den so genannten Entwicklungsländern sind die Chlamydien jedoch für einen großen Teil der vermeidbaren Fälle von Erblindung verantwortlich.
Chlamydien, die auch für Erkrankungen im Genitalbereich verantwortlich sein können, durchlaufen in ihrem Entwicklungszyklus zwei Stadien: Außerhalb der Wirtszelle existieren sie als infektiöses Elementarkörperchen. Hat dieses eine Zelle infiziert, verwandelt es sich in ein Retikularkörperchen, das einen aktiven Stoffwechsel hat und sich vermehren kann. Der Zyklus dauert zwischen 36 und 92 Stunden. Nur in der kurzen Zeit außerhalb der Zelle sind die Chlamydien für Antibiotika erreichbar. Deshalb ist es bei diesen Infektionen nötig, über zwei Wochen hinweg einen wirksamen Antibiotikum-Spiegel aufrecht zu erhalten.
Ganz gleich, mit welchem Medikament die Infektion bekämpft wird, die richtige Technik hilft dabei, dass Augentropfen ihre volle Wirkung entfalten können:
Für die Behandlung des Auges stehen verschiedene Medikamente und unterschiedliche Methoden der Darreichung zur Auswahl. Denn nicht nur die Augenoberfläche kann von Bakterien infiziert werden. Die Entzündungen können auch Augenhöhle, Lider, Tränenwege oder - in seltenen Fällen - das Augeninnere betreffen. Je nach Infektionsort und Erreger wird das geeignete Medikament gewählt.
Mit Augentropfen lässt sich die höchste Konzentration auf der Augenoberfläche erreichen, bei einer Keratitis oder auch einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) sind sie deshalb am besten geeignet. Liegt eine Entzündung im Augeninneren (Endophthalmitis) vor, kann der Wirkstoff in die Augenkammer oder in den Glaskörper gespritzt werden. Eine systemische Gabe von Antibiotika beispielsweise in Tablettenform ist bei Augeninfektionen meist nur als ergänzende Therapie, dann aber in höchstmöglicher Dosierung ratsam, denn eingenommen als Tablette, kommt von den Antibiotika nicht sehr viel im Auge an. Bei einer stationären Behandlung kann das Antibiotikum auch intravenös in den Blutkreislauf gegeben werden - dann ist eine höhere Dosierung möglich und die Wirkung ist stärker als bei oraler Gabe.
Den Augenärzten steht für die rasche Therapie bakterieller Augenentzündungen der "Magdeburger Dreistufenplan" zur Verfügung. Er enthält je nach Schwere des Krankheitsbilds Ratschläge für die Behandlung, die ein wirksames Eingreifen schon dann ermöglichen, wenn noch kein Erreger nachgewiesen wurde.
Prof. Dr. med. Wolfgang Behrens-Baumann
Ehemal. Direktor der Universitäts-Augenklinik Magdeburg
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Abb. 1:
Damit die Freude an farbigen Kontaktlinsen nicht durch Infektionen und andere Komplikationen getrübt wird, ist es wichtig, die empfohlenen Tragezeiten und Hygienemaßnahmen sorgfältig einzuhalten.
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