Pressemitteilung
Medizin/Gesundheit/Augenheilkunde

AAD Pressekonferenz 2019

Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchsluger:

Absolute Notfälle: Verätzungen der Augenoberfläche

Kurzfassung

Verätzungen der Augen gehören zu den absoluten Notfällen in der augenärztlichen Praxis, die bleibende Schäden bis hin zur Erblindung des Auges nach sich ziehen können. Am häufigsten passieren sie bei Arbeitsunfällen, beim unsachgemäßen Umgang mit Chemikalien im Haushalt oder als Folge von Unfällen beim Umgang mit Baumaterialien. Schnelles Handeln ist wichtig: Als erste Hilfe muss das Auge gespült werden – mit speziellen dekontaminierenden Lösungen, mit Leitungswasser oder auch mit anderen Flüssigkeiten, die gerade zur Hand sind, wie zum Beispiel mit Softdrinks. Dann gilt es so schnell wie möglich einen Augenarzt aufzusuchen.
Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) und die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) erarbeiten gemeinsam eine neue Leitlinie, die das Vorgehen bei akuten Verätzungen am Auge erläutert.
Verätzungen durch Laugen treten häufiger auf als solche mit Säuren, denn alkalische Materialien kommen häufig in Bau- und Werkstoffen sowie in Reinigungsmitteln vor. Wird die Augen­oberfläche durch Laugen, Säuren oder Tenside verletzt, dann produziert das geschädigte Gewebe Enzyme, die den Abbau von Proteinen fördern und dadurch weiteren Schaden verursachen.
Wenn ein Patient mit einer Verätzung zum Augenarzt kommt, dann wird dieser zunächst das Auge spülen und noch vorhandene Reste der Chemikalie entfernen. Schon während oder nach der Spülung wird der Augenarzt die folgenden Fragen ansprechen, damit er einschätzen kann, wie schwer die Verletzung ist:

  • Wie lange war das Auge in Kontakt mit der Chemikalie?
  • Wann setzten die Notfallmaßnahmen (Spülung) ein, womit wurde wie lange gespült?
  • Welche Chemikalie hat das Auge verätzt, wie giftig ist sie?
  • Wie konzentriert war die Chemikalie, mit welcher Temperatur und welchem Druck wirkte sie auf das Auge ein?
  • Wie groß ist die Fläche, die verätzt wurde?

Bei der augenärztlichen Erstuntersuchung werden dann Augenoberfläche, Bindehaut sowie die Augenlider genau betrachtet, um Ausmaß und Tiefe der Verätzung zu beurteilen und zu dokumentieren. Je nach Schweregrad werden dann die Therapieentscheidungen getroffen und es lässt sich einschätzen, wie die Aussichten auf den Erhalt des Augenlichts sind. Weitere Untersuchungen folgen: Test der Sehschärfe, eventuell die Messung des Augeninnendrucks und – wenn möglich – die Beurteilung des zentralen Augenhintergrunds.
Für die Behandlung leichter bis mittelgradiger Verätzungen genügt oft der Einsatz von Medikamenten, um das Augenlicht zu erhalten. Bei schweren Verätzungen sind häufig chirurgische Eingriffe nötig. Unter Umständen ist ein stationärer Aufenthalt in einem Krankenhaus notwendig. Der Heilungsprozess kann langwierig sein. Bei augenärztlichen Kontrolluntersuchungen lassen sich Langzeitkomplikationen erkennen, die dann eine weitere Behandlung erfordern. Mehr als ein Jahr nach der Verätzung kann unter Umständen eine Hornhauttransplantation das Sehvermögen der Patienten wieder verbessern.


Herausgeber:
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