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Die Lidrandentzündung, medizinisch Blepharitis genannt, ist eine häufige Erkrankung der Haut, die verschiedene Formen haben kann.
Symptome
Viele Patienten schildern dauernde „eitrige Augen- oder Bindehautentzündung“ oder „gerötete Augen“. Häufig wurde mit Antibiotika oder Kortison behandelt, ohne langfristige Linderung. Die Krankheitsgeschichte erstreckt sich über Wochen oder Monate. Eine Lidrandentzündung ist nicht mit ansteckenden Augenentzündungen durch Bakterien oder Viren vergleichbar.
Sie beginnt schleichend und im Laufe der Zeit entwickeln sich die typischen Beschwerden: tränende bzw. müde Augen und Bindehaut-Rötung. Die Lidränder sind geschwollen, verklebt oder gerötet mit Juckreiz, Schmerzen, Sehschwankungen und Lichtempfindlichkeit.
Abb. 1
Oberlid mit Colaretten (Talg und
Hautschuppen an den Wimpern)
Die Hauptursache der Lidrandentzündung liegt in den Talgdrüsen.
Diese Meibom-Drüsen produzieren einen öligen Film für die Augenoberfläche. Unter dieser äußeren Schicht des Tränenfilms liegen eine wässrige und eine vor Erregern schützende Phase. Eine intakte Fettschicht schützt den Tränenfilm vor Verdunstung. Bei Störungen reibt das Augenlid bei jedem Lidschlag direkt auf dem Augapfel und es kommt zu einer Reizung der Augenoberfläche mit stärkerer Durchblutung und Rötung der Bindehaut. Weiter lagern sich Fettreste ab und bilden einen weißlich-gelben Schleim, der Eiter ähnelt. Dieser wird von der Hautflora in Substanzen zerlegt, die Juckreiz erzeugen.
Abb. 2
Aufbau der Tränenwege und Tränendrüsen
Die gestörte Produktion des öligen Films der Meibom-Drüsen erzeugt eine Lidrandentzündung. Man spricht dann von einer Meibom-Drüsen-Dysfunktion (MDD).
Kommt es zum Verschluss der Drüse, bildet sich ein Sekretstau und ein Hagelkorn (medizinisch: Chalazion) kann entstehen.
Ausgehend von einer angeborenen Hauteigenschaft, die zu fettiger und porenverstopfender Haut führt, können viele äußere und innere Faktoren eine MDD verstärken: Alterungsprozesse, Hauterkrankungen (wie Rosazea, Neurodermitis, Akne), Hormone, Medikamente, Kosmetika, Pflegeprodukte, Umgebungsfaktoren (wie Staub, Trockenheit, Wind). Auch Alltagsfaktoren (wie Rauchen, Klimaanlagen, Bildschirmarbeit, Heizung, Ernährung) spielen eine Rolle.
Dazu kommen Allgemeinleiden (wie Rheuma, Schilddrüsenerkrankung, Zuckerkrankheit) und Augenerkrankungen, insbesondere wenn regelmäßig Augentropfen genommen werden müssen.
Abb. 3
Tränenfilm bei Blepharitis
Die Diagnose stellt der Augenarzt nach Erhebung der Krankengeschichte und einer genauen Untersuchung. Um innere Ursachen abzuklären, kann ein Termin beim Hautarzt und/oder Hausarzt sinnvoll sein.
Die MDD ist nicht heilbar, da sie auf einer Veranlagung beruht. Sie ist gut stabilisierbar, so dass eine deutliche Linderung bis zur Beschwerdefreiheit erzielt werden kann. Da es viele individuelle verstärkende Faktoren gibt, sollte jeder Betroffene die Auslöser finden, die realistisch beeinflusst werden können.
Der Behandlungserfolg beruht auf Eigeninitiative, Geduld und Regelmäßigkeit: tägliche Lidreinigung und das Hautbild der Augenlider verbessert sich.
Abb. 4
Oberlid mit gestauten Meibom-Drüsen und getrocknetem Sekret
Zusätzlich erfolgt eine Benetzung der Augenoberfläche mit unkonservierten Tränenersatzmitteln und vorübergehend sollten Kosmetika und Kontaktlinsen vermieden werden. Zwar liegt manchmal eine Fehlbesiedlung mit Bakterien vor. Eine antibiotische Therapie ist jedoch meist nicht indiziert, da sie zum Zusammenbruch der natürlichen Schutzmechanismen und zu Resistenzen führt.
Im Einzelfall kann eine Therapie mit kortisonhaltigen Augentropfen oder anderen immunmodulativen (die körpereigene Abwehr hemmende) Augentropfen sinnvoll sein, um Reaktionen auf Zerfallsprodukte der Haut- und Bindehautflora abzumildern.
Der Augenarzt gibt die Behandlungsempfehlung, berät und begleitet. Es ist nicht zu erwarten, dass die Beschwerden schnell abklingen.
Abb. 5
Tränendrüse
2. Benetzung der Augenoberfläche:
Die Behandlung der MDD besteht aus drei Bestandteilen:
Abb. 6
Lidhygiene
Nach der Erwärmung kann das verflüssigte Fett sanft ausmassiert werden. Dabei streicht man mit dem Finger bei geschlossenem Auge mehrfach auf dem Ober- und Unterlid in Richtung Lidspalt. Der Fingerdruck sollte sanft sein wie beim Auftragen eines Lidstriches oder Verfugen von Silikon.
In den ersten vier Wochen ist es ratsam, die Pflege morgens und abends durchzuführen, danach sollte sich das Hautbild schon deutlich gebessert haben, auch wenn es noch nicht zu einer (deutlichen) Minderung der Beschwerden gekommen ist. In Absprache mit dem Augenarzt kann nun die Pflege auf einmal täglich reduziert werden.
Wenn die Beschwerden trotz regelmäßiger Pflege wieder zunehmen, ist es ratsam in Absprache mit dem Augenarzt eine andere Variante der Lidreinigung auszuprobieren bzw. über einen längeren Zeitraum die Pflege morgens und abends anzuwenden.
Abb. 7
Verhaltensregeln
Lidhautreinigung: Meibom-Fett ist wasserabweisend, daher empfiehlt sich die Verwendung eines Produktes zur Lidrandreinigung in Absprache mit dem Augenarzt (Lotion, Flüssigkeit, Gel oder einzeln verpackte Reinigungstücher). Diese Produkte sind speziell auf die Bedürfnisse gereizter Lidhaut angestimmt. Nach der Reinigung wird die Lidhaut mit Wasser abgespült oder einem feuchten Wattepad abgewischt.
Nachbenetzung: Bis sich Lidränder und Tränenfilm erholt haben, helfen tagsüber Tränenersatzmittel und nachts dickflüssige Tropfen, Gele oder eine wollwachsfreie Salbe vor dem Schlafen. Dünnflüssige Präparate verdunsten zwar schneller, beeinträchtigen das Sehen jedoch weniger.
Hierbei gilt die Regel: zumindest anfangs häufig tropfen, also eventuell sogar mehrfach stündlich oder hintereinander als Serie, etwa 2-3 Mal in 10 Minuten.
Wie kann die Regeneration der Augenlidränder und des Tränenfilms unterstützt werden?
Das wichtigste ist, die Pflege und Benetzung der Augen regelmäßig und geduldig
durchzuführen. Zusätzlich kann der Anteil
der Nahrungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren erhöht werden, wie sie z.B. in
fettem Seefisch oder Leinsamen enthalten sind. Eine weitere Ergänzung ist die
professionelle Meibom-Drüsen-Reinigung
durch den Augenarzt.
Zusammenfassung:
Bildnachweis Abb.2,3,5,6,7:
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