Irrtümer ausschließen
Prof. Lutz E. Pillunat, Klinikdirektor der Universitäts-Augenklinik Dresden und Mitglied des Berufsverbandes der Augenärzte kennt die Fehleinschätzungen bei der Diagnose von Grünem Star: „Es ist ein verhängnisvoller und leider immer noch weit verbreiteter Irrtum, dass ein Glaukom grundsätzlich mit einem erhöhten Augeninnendruck verbunden ist.“ Bei etwa 50 Prozent der Glaukome liegen die Druckwerte im Normbereich und dennoch ist der Sehnerv bedroht. Deshalb ist eine Glaukom-Vorsorgeuntersuchung nur dann sinnvoll, wenn neben einer Augeninnendruckmessung gleichzeitig der Zustand des Sehnervs beurteilt wird.
„Für ein Glaukom ohne auffällig hohen Augeninnendruck kommen verschiedene Gründe infrage: Eine niedrige Toleranzgrenze – hier vernichtet schon ein relativ geringer Druck die empfindlichen Nervenfaserzellen“, sagt Prof. Pillunat. Gleichzeitig kann die Durchblutung des Sehnervs gestört sein – er wird nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Fehlregulationen des Gefäßsystems sind charakteristisch für ein Normaldruckglaukom. Ein weiterer Irrtum besteht in der Annahme, dass Glaukompräparate lediglich den Augeninnendruck senken.
Viele der heute verordneten Augentropfen verbessern zusätzlich die Durchblutung der Netzhaut und des Sehnervs. „Infolge von Unwissenheit und Irrtümern gehört das Glaukom immer noch zu den häufigsten Erblindungsursachen – trotz zuverlässiger Diagnosemethoden und wirkungsvoller Therapiekonzepte, die das Sehvermögen erhalten können“, erklärt Prof. Pillunat.
Mit Früherkennung zur besten Therapie
Damit ein Glaukom erkannt und behandelt werden kann, bevor Schäden am Sehnerv entstehen, sollte jeder vom 40. Lebensjahr an alle zwei Jahre vorsorglich die augenärztliche Untersuchung zur Glaukomfrüherkennung wahrnehmen.
Diese besteht aus der Kombination einer Untersuchung des Sehnervs und einer Augeninnendruckmessung. Wurde ein Glaukom diagnostiziert, kommt es entscheidend darauf an, dass der Patient die vom Augenarzt für ihn individuell verordnete Therapie gewissenhaft anwendet.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen diese Vorsorgeuntersuchung zwar nicht, trotzdem sollte man sich die geringen Kosten in sein Sehvermögen unbedingt gönnen.
Dr. Uwe Kraffel, Erster Vorsitzender des Berufsverbandes der Augenärzte: „Es gibt keine Alternative zur Glaukom-Therapie, was nicht bedeutet, dass Augenärzte ergänzende Maßnahmen ablehnen. Im Gegenteil, wo sie sinnvoll sind, werden sie von Augenärzten angeboten.“ Dafür sprechen allein schon die im Berufsverband der Augenärzte etablierten Arbeitskreise „Psychosomatik“ und „Naturheilverfahren, Akupunktur und Homöopathie“.