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"Lebensretter" Auge - Frühwarnsystem für schwere Krankheiten

Düsseldorf, 24.04.01 - Viele Allgemeinerkrankungen zeigen frühe Symptome an den Augen, die nur der Augenarzt erkennt

Die Augen lassen tief blicken und gelten gemeinhin als Spiegel der menschlichen Seele. Vielfach unterschätzt wird aber, dass vor allem körperliche Krankheiten, wie z.B. Rheuma und Diabetes mellitus, Herz-Kreislaufstörungen und Bluterkrankungen wie Anämie und Leukämie typische Symptome an den Augen hinterlassen. Selbst der lebensbedrohende Schlaganfall kann sich über die Augen ankündigen. Deshalb betont der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) jetzt noch einmal ausdrücklich, dass eine regelmäßige Augenuntersuchung oft entscheidend für die Früherkennung von Allgemeinerkrankungen und ihren Verlauf ist, im Falle eines Schlaganfalls sogar lebensrettend sein kann. Der BVA warnt jedoch gleichzeitig davor, die Augen- oder Blickdiagnostik des Augenarztes mit der Irisdiagnose des Heilpraktikers zu verwechseln. Vielmehr erlaubt nur eine umfassende augenärztliche Untersuchung, die den Augenhintergrund einschließlich Sehnerv, Pupillenreaktion, die beidäugige Zusammenarbeit, die Sehfunktionen und den Tränenfilm einbezieht, eine kompetente Diagnose.

Diagnostik am Auge kann Leben retten

Nicht selten erkennt der Augenarzt die Gefahr eines Schlaganfalls schon bevor der Allgemeinarzt sie wahrgenommen hat, denn selbst wenn keine eindeutige allgemeine Symptomatik vorliegt, sind flüchtige einseitige Sehstörungen oder Doppelbilder, aber auch vom Patienten bisher unbemerkter Gesichtsfeldausfall oder an der Netzhaut sichtbare Gefäßveränderungen Hinweise auf einen drohenden Schlaganfall. Der Augenarzt kann "blickdiagnostizieren", ob das Blutgefäßsystem voll funktionsfähig oder arteriosklerotisch verändert ist und somit Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems zuverlässig (früh-) erkennen. Ob ein erhöhter Blutdruck behandelt werden muss, lässt sich z.B. mit dem Augenspiegel oft sogar besser einschätzen als mit einzelnen Blutdruckmessungen.

Volkskrankheit Rheuma

Die Augen warnen vor Chronische Grunderkrankungen, wie z.B. die Volkskrankheit Rheuma, kündigen sich häufig durch typische Augenveränderungen wie Bindehautrötungen und Entzündungen an. "Vor allem beim kindlichen Rheuma sind die Symptome so charakteristisch, dass häufig der Augenarzt die Erstdiagnose und damit die entscheidenden Weichen für einen günstigen Krankheitsverlauf stellt", erläutert Prof. Bernd Bertram, 2. Vorsitzender des BVA. Auch wenn der Hausarzt das Rheuma bei seinem Patienten bereits diagnostiziert hat, ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Augenarzt unerlässlich, denn Veränderungen am Auge sind auch ein Gradmesser für den Erfolg der Rheumabehandlung. Rheumatiker leiden vielfach unter einer Entzündung der Regenbogenhaut, der sogenannten Iridozyklitis. Die Augen sind dabei gerötet und schmerzen, die Betroffenen klagen über eine vermehrte Lichtempfindlichkeit und eine Sehverschlechterung. Unabhängig von der Ursache muss eine Iridozyklitis unverzüglich vom Augenarzt behandelt werden, um unheilbare Augenschäden zu vermeiden.

Das Auge liefert entscheidende Hinweise auf Diabetes

Selbst scheinbar wenig spektakuläre Veränderungen wie die der Brechkraft des Auges können eine bedrohliche Ursache haben. Nicht selten weisen sie auf eine Stoffwechselstörung hin, wie einen neu aufgetretenen Diabetes mellitus bzw. bei bereits länger bestehender Zuckerkrankheit auf einen schlecht eingestellten Blutzuckerspiegel. Werden die diabetischen Netzhautveränderungen rechtzeitig erkannt und behandelt, können Spätfolgen meistens vermieden werden.